12. Das „Lied von der Gerechtigkeit“. Angehörige der mdw* im Widerstand

[Ausführlicher Katalogtext]

Das „Lied von der Gerechtigkeit“, 1939 als Hymne der Österreichischen Freiheitsbewegung komponiert, ist die Vertonung eines Gedichts des Gründers dieser Widerstandsgruppe, Karl Roman Scholz (1912–1944), durch den damaligen Studenten an der mdw* Eberhard Würzl (1915–2003).

Eberhard Würzl nach seiner Verhaftung durch die Gestapo. Quelle: WStLA, Gestapo, K1 – Gestapo-Kartei: Eberhart Würzl, geboren 01.11.1915
Eberhard Würzl nach seiner Verhaftung durch die Gestapo. Quelle: WStLA, Gestapo, K1 – Gestapo-Kartei: Eberhart Würzl, geboren 01.11.1915


Organisierter Widerstand

Der Gruppe um Scholz gehörten neben Würzl auch die Studenten Hubertus Goller (1919–2013) und Fritz Lehmann (1915–1999) an. Nach dem Verrat durch einen Spitzel wurden Goller und Lehmann 1940 festgenommen und zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Würzl, dem die Gestapo nichts nachweisen konnte, wurde nach mehrwöchiger Haft wieder entlassen.

Bei drei weiteren Studierenden, die anderen Widerstandsgruppen angehörten, erfolgten Festnahmen durch die Gestapo: Kurt Hickl (1917–2006) musste einige Tage, Igo Ruber (1912–1982) einige Wochen in Haft verbringen, Barbara Issakides (1914–2011) wurde acht Monate lang festgehalten. Unentdeckt blieb die langjährige Widerstandstätigkeit Gustav (Weihs-)Mainpruggs (1918–1985).

Individuelle Auflehnungen gegen das Regime

Wegen „Zersetzung der Wehrkraft“ wurden der Student Emil Paukert (1905–1957) und der Verwaltungsmitarbeiter Franz Arbeithuber (1910–1975) angeklagt. Nach einem „Vergehen gegen das Heimtückegesetz“ verbrachte der Student Leopold Pahsegger (1920–1985) etwa ein Jahr in Haft, dem Lehrer Raimund Weißensteiner (1905–1997) drohte wegen eines ähnlichen Vergehens – „defaitistische[r] Reden unter heimtückischen Angriffen gegen die nationalsozialistische Staatsführung[,] Wehrkraftzersetzung und Feindbegünstigung“ (degruyter.com: Online-Datenbank Nationalsozialismus, Holocaust, Widerstand und Exil 1933–1945, Anklage 10J 974/43) – die Todesstrafe, er erhielt nach Interventionen von Familie und Freunden eine dreijährige Haftstrafe.

Eine abfällige Äußerung über Hermann Görings Ehefrau hatte dem als politisch verdächtig angesehenen Bernhard Wicki (1919–2000) bereits vor seiner Studienzeit an der mdw* eine mehrmonatige Inhaftierung im KZ Sachsenhausen eingebracht. Erik Werba (1918–1992) wurde die Fortsetzung des Studiums nach dem Vorwurf der „Aufwiegelung“ aufgrund der „Verfassung eines Schmähbriefes gegen die NSDAP“ nicht gestattet.

Im Verborgenen blieben die Aktivitäten des Studenten Rolf Kunowski (1917–2014), Mitglied einer sozialdemokratischen Widerstandsgruppe, ebenso wie die des Kreises um die Lehrerin Grete Wiesenthal (1890–1981), die unter anderem den nach dem ‚Anschluss‘ vom Schauspiel- und Regieseminar entfernten Emil Geyer (1872–1942) unterstützte.