18. Musikstadt Wien
1952 entfacht der Bundesinnungsmeister der Instrumentenerzeuger Rudolf Stelzhammer (1893–1967) eine breitere mediale Diskussion mit dem anlässlich einer Pressekonferenz geäußerten Satz, die Musik dürfe „nicht länger hinter dem Sport rangieren, sondern habe als einer unserer ältesten Kulturfaktoren die gleiche absolute Berechtigung, zumindest gleiche Bewertung zu erfahren.“
Die hier angesprochene Konkurrenz von Sport und Musik im Hinblick auf Österreichs kulturelles Selbstverständnis ist ein Resultat der steigenden Bedeutung und Popularität des Sports, welche die einstige Dominanz des Topos vom 'Musikland' bzw. von der 'Musikstadt' zu beenden drohte.

Entsprechend fühlt sich der Präsident der mdw*, Hans Sittner (1903–1990), zu einer Stellungnahme veranlasst. Er fordert die Unterstützung von Studierenden sowie die Verbilligung von Musikinstrumenten und kommt zu folgendem Schluss ‒ der freilich eine damals durchaus gängige antimoderne, technikfeindliche Einstellung durchklingen lässt:
„Das Musikinteresse und die musikalische Begabung unseres Volkes, insbesondere unserer Jugend, haben – darüber kann ich wohl kompetente Auskunft geben – keineswegs nachgelassen. Mit den bisherigen Methoden der Instrumentenerzeugung jedoch, ihrer Preisbildung und Absatzlenkung kann im Zeitalter des Radios und der Schallplatte nicht weitergearbeitet werden.“
Die Formel 'Musikstadt Wien' ist ein durchgängiges, bis heute kommerziell genutztes Kulturklischee (Stichwort Fremdenverkehr, Neujahrskonzert), seit über einem Jahrhundert ein fixes ideologisches Element Österreichs und Wiens, in Außenauftritten der mdw* stets und wiederholt dazu verwendet, Unterstützung bzw. Anerkennung zu erreichen.