14b. Gustav Maximilian Eduard Donath – Der erste Bibliotheksleiter der ub.mdw*, NS-Sympathisant und „Mischling 1. Grades“

[Ausführlicher Katalogtext]

Der erste Bibliothekar  und Leiter der ub.mdw* war Gustav Donath (1878–1965), dessen aus Vsetín (heute Tschechien) stammende väterliche Familie der jüdischen Religion angehört hatte.

Gustav Donath, Wien 1935; ÖNB, Nachlass Gustav Donath, F45.Donath.83
Gustav Donath, Wien 1935; Quelle: UB Wien, Signatur II-458299, Radio Wien 39, 21.06.1935, S. 6.

1904 promovierte der am Musikwissenschaftlichen Institut an der Universität Wien. Er studierte außerdem Harmonielehre, Kontrapunkt und Komposition an der mdw* bei Robert Fuchs (1847–1927). Seine Studien vertiefte er bei Joseph Marx (1882–1964). Gustav Donaths musikalisches Œuvre als erfolgreicher Pianist und Komponist von Orchester-, Kammermusik- und Klavierwerken, Liedern und Kantaten belegen eine Fülle der in seinem Nachlass in der Österreichischen Nationalbibliothek enthaltenen Kompositionen und Konzertprogrammen.

Nach der Verstaatlichung des Konservatoriums wurde 1909 eine eigene Bibliothek an der „k. u. k. Akademie für Musik und darstellende Kunst“ in Wien gegründet. Gustav Donath wurde als deren Leiter ernannt und als solcher mit dem Aufbau des Noten- und Bücherbestandes beauftragt. Ab 1928 unterrichtete er an der mdw* regelmäßig Harmonie- und Formenlehre, Musiktheorie sowie Grundlagen der Musiktheorie.

Nach dem ,Anschlussʻ Österreichs im März 1938 stellte der Oberstaatsbibliothekar Donath ein „moralisches Problem“ dar: Aufgrund der Definition der Nürnberger Gesetze galt er als „Mischling 1. Grades“ und wurde am 15. September 1938 zunächst zwangsbeurlaubt, da er als Bibliotheksleiter entlassen werden sollte. Der damalige „kommissarische Verwalter“ und spätere Rektor der mdw*, Franz Schütz (1892–1962), setzte sich für die Aufhebung der Entlassung Donaths ein, da sich dieser vor dem März 1938 mit dem Gedankengut der Nationalsozialist*innen sympathisiert und besonders in der Zeit während des Parteiverbots der NSDAP dafür hervorgetan hatte. Stattdessen wurde er mit 31. Juli 1939 zwangsweise in den dauernden Ruhestand versetzt.

Am 4. Oktober 1938 wurde der seit 1920 an der ub.mdw* tätige Staatsbibliothekar Curt Otto Rotter (1881–1945) als neuer Leiter der Bibliothek ernannt. Ab Mai 1945 war Gustav Donath wieder als Leiter der ub.mdw* tätig und konnte auch seiner Lehrtätigkeit an der mdw* erneut nachgehen.