1b. Chronik: Die mdw* am Übergang vom Ende der Ersten Republik zum Austrofaschismus - 1931 bis 1938
September 1931
Die seit 1924 bestehende Fachhochschule für Musik und darstellende Kunst wurde aufgelassen und in die Akademie eingegliedert. Das Haus geriet infolge weltanschaulicher Entzweiung und politischer Einflussnahme vollständig unter ministerielle Kontrolle. Jegliche akademische Selbstverwaltung ging damit verloren: Es folgten eine schwere Krise und Jahre der Reformierung.
Die mdw* trug von nun an wieder die Bezeichnung Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien.
An der mdw* waren bis zum ‚Anschluss‘ 1938 etwa 1.000 Studierende eingeschrieben, die von rund 110 Lehrenden unterrichtet wurden.
November 1932
Der Ministerialbeamte Karl Kobald (1876–1957) übernahm als Präsident die Leitung der Akademie.
Ab 1932
Mit der Einführung neuer Studienfächer, wie Saxophon und Jazzposaune, sowie Plänen für die Errichtung eines Filmstudios, versuchte die mdw* ihr Bildungsangebot den Trends der Zeit anzupassen.
1933
Mit dem neuen Statut wurde per Verordnung (BGBl. 220/1933) die bereits bestehende Abhängigkeit vom Staat festgeschrieben und die mdw* in Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst in Wien umbenannt.
Neu abgeschlossene Arbeitsverträge, die ohne Angabe von Gründen unter Einhaltung einer dreimonatigen Frist gekündigt werden konnten, verschlechterten die Stellung des Lehrpersonals.
Aufgrund der ‚Doppelverdienerverordnung‘ (BGBl. 545/1933), deren gesellschaftspolitisch-ideologischer Hintergrund von einem traditionellen Frauenbild geprägt war, kündigte die Akademieleitung die Verträge einiger verheirateter Lehrerinnen an der mdw*.
Auflösung des Musikpädagogischen Seminars und Schaffung der Abteilung für Kirchen- und Schulmusik, um Nachwuchsmusiker*innen heranzubilden, die in „Kirche, Schule und Haus als berufene musikalische Führer des Volkes“ wirken sollten (Jahresbericht 1933/34, 6).
Ab 1934
Kobald initiierte die Abhaltung internationaler Musikwettbewerbe in Wien und bemühte sich um die Berufung berühmter Lehrender, womit er nach den Jahren der Krise versuchte, das Renommee des Hauses zu verbessern. Die Jahre bis zum ‚Anschluss‘ waren insbesondere bei der Besetzung von Lehrstellen von Versuchen politischer Einflussnahme geprägt. Durch den speziellen Status als Bundeslehranstalt war das Haus jedoch nicht in dem Ausmaß vom repressiven ‚Erziehungsprogramm‘ des Regimes betroffen wie die Universitäten und Hochschulen. So gab es etwa keine ‚weltanschaulichen‘ Lehrveranstaltungen oder vormilitärische Hochschullager.