14f. „Eine Neuerscheinung: der Bankdirektor als Dirigent. Er heißt Emil Bardach“ – Der Gesangskorrepetitor und der Zwangsverkauf seiner Musiknoten
Nach dem Tod seines Vaters übernahm Emil Bardach (1874–1953) gemeinsam mit seinem Bruder das väterliche Bankgeschäft „A. Bardach“. Die Privatbank handelte hauptsächlich mit Effekten und Devisen. Nach dem ,Anschlussʻ Österreichs im März 1938 wurde der Wiener Giro- und Cassen-Verein als „kommissarischer Verwalter“ eingesetzt, der das Unternehmen 1939 „liquidierte“.

Wo Emil Bardach seine musikalische Ausbildung absolviert hatte, ließ sich bisher nicht eruieren. Doch viele historische Zeitungsartikel heben seine herausragenden künstlerischen Leistungen als Konzertpianist, Gesangskorrepetitor und Dirigent hervor. Besonders gerühmt wurden dabei seine regelmäßig stattfinden Hauskonzerte in seiner Wohnung am Wiener Schottenring Nr. 23/15 im 1. Bezirk .
Nach dem ,Anschlussʻ Österreichs wurde Emil Bardach aufgrund der Nürnberger Gesetze die Existenzgrundlage entzogen. So musste er während der NS-Zeit seine Musikinstrumente, Musiknoten, Bücher und vieles mehr verkaufen. Zunächst versuchte er zu seinen beiden jüngeren Brüdern , Otto Bardach (1878–1952) und Paul Bardach (1884–1955), nach Großbritannien auszuwandern. Im Februar 1941 gelang ihm mit seiner zweiten Ehefrau, Olga Bardach née Schlesinger (1876–1956), die Flucht in die USA. Als ihr endgültiges Exilland wählten Emil und Olga Bardach Brasilien, wo sie in Rio de Janeiro starben.
Seine aus erster Ehe stammende Tochter, Anni Bardach (1899–1940), war Patientin in der Nervenklinik in Gugging und überlebte den Holocaust nicht. Bardachs Schwester, Marianne Bardach (1895 – gest.
nach der Deportation vom 02.11.1941), musste in Wien zurückbleiben, da sie ihre Mutter pflegte. Kurz nach deren Tod 1941 wurde sie in das Ghetto Litzmannstadt deportiert. Sie überlebte den Holocaust nicht. Weder Emil Bardach noch seine Brüder kehrten nach 1945 nach Österreich zurück.
Im Bestand der ub.mdw* wurden zwei Notendrucke von Johann Sebastian Bach gefunden. Diese enthalten Provenienzhinweise auf Emil Bardach, welche über eine Spende der Cembalistin und Universitätsprofessorin der mdw*, Isolde Ahlgrimm (1914–1995), im Mai 1992 an ub.mdw* gelangten. Aufgrund vielfältiger Recherchen sind die zwei Notendrucke als Raubgut zu bewerten und werden an die rechtmäßigen Erb*innen restituiert.